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Kapitel 1


Grundlagen der Ethik

Schon die Tatsache, daß die Natur von Gott stammt, in gewissem Sinne sogar Gott ist, erbringt uns eine Grundlage der Ethik: Respekt vor der Natur, vor der lebenlosen Natur, vor Pflanzen und Tieren; Respekt vor sich selbst un gegenseitiger Respekt zwischen Menschen.

Noch klarer wird das wenn wir die Grundregeln der lebenden Natur betrachten: schnelle, effektive, beschränkte Gewalt, und Gleichgewicht.

Jedes Tier ißt entweder Pflanzen oder Tiere. Jedes Tier (außer dem aasfressender, aber das indirekt auch) muß töten um leben zu können. Aber der Löwe tötet schnell, und verursacht nur kurzes leiden. Er quält nicht seine Beute nur in dem seltenen Falle, daß er eine erwischt, ohne hungrig zu sein. Auch kann der Löwe, trotz seiner Kraft und Schnelligkeit, nicht beliebig töten: junge gesunde Tiere, falls nicht zu sehr überrascht, sind für ihn oft zu schnell. So bleibt das Gleichgewicht gehandhabt, und können Tiere mit und ohne Tatzen neben einander leben.

Der Mensch aber, durch seinen von Gott geerbten Verstand, gefährdet das Gleichgewicht. Menschen zerstören die Natur, breiten sich hemmungslos aus, rotten ganze Tiergattungen aus, verdrängen Völker, versuchen Völker auszurotten. Das alles macht der Mensch, weil er seinen natürlich Lebensdrang, seine natürliche Neigung zur Gewalt nicht seiner von Gott gegebenen Macht anpaßt.

Tiere gleicher Gattung üben auch Gewalt gegen einander aus, wenn sie ein Territorium verteidigen, oder die Rangordnung feststellen. Dabei bleibt es meistens bei symbolischer, jedenfalls unblutiger Gewalt. Der Mensch hingegen zerstört in solchen Fällen ganze Städte, und ermordet Tausende, wenn nicht Millionen andere Menschen. Die modernen terroristischen Methoden sind noch mehr entartet: Menschen die mit dem Konflikt nichts zu tun haben, werden verstümmelt oder getötet bei Anschlägen, oder geistig beschädigt durch jarenlanges Geiseln.

Des Menschen Macht und Verstand zwingen ihn zwei neue Grundregeln anzunehmen: Selbstbeschränkung und gegenseitigen Respekt. Nur so kann das Gleichgewicht behalten bleiben, und das ist notwendig, nicht nur weil Gott das als Lebensprinzip vorgegeben hat, sondern auch aus Eigennutz.

Der Mensch soll lernen zu unterscheiden zwischen kurzfristigen und langfristigen Interessen. Seine Macht nicht vollständig auszuüben bringt auf die Dauer Vorteil. Das einzusehen kann eine immer als übel betrachtete menschliche Eigenschaft, nämlich der Egoismus, zu Gute kehren, denn wenn der Mensch seinem wirklichen Interesse nachstrebt, strebt er dem Frieden nach.


Kapitel 1 Kapitel 3.1

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